AI-Washing bei Digital Signage: Was ist Innovation und was nicht?

AI-Washing bei Digital Signage: Was ist Innovation und was nicht? 994 537 Sebastian Loos

AI-Washing bei Digital Signage: Was ist Innovation und was nicht?

In diesem Artikel:

  1. Was ist AI-Washing?
  2. Digital Signage: Beispiele für AI-Washing
  3. Die Auswirkungen von AI-Washing
  4. Echte Anwendungsfälle von KI bei Digital Signage
  5. AI-Washing: So kann es verhindert werden 
  6. Fazit 

 

Künstliche Intelligenz begleitet uns schon seit Jahrzehnten. Aber erst mit dem Erfolg von ChatGPT im Jahr 2023 wurde ein Bewusstsein für die Stärken von KI im Arbeitsalltag geschaffen. Das widerspiegelt sich auch bei den Zahlen – so hat sich beispielsweise das KI-Marktvolumen von 2021 auf 2024 mehr als verdreifacht (Quelle).

Künstliche Intelligenz steht für Innovation und Weiterentwicklung. Viele Unternehmen nutzen das zu ihrem Vorteil und verwenden das “KI-Siegel” für ihre Digital Signage-Lösungen, um ihre Position im Wettbewerb zu stärken. Dahinter steckt aber oft nur AI-Washing. 

 

Was ist AI-Washing?

Unter AI-Washing versteht man die Praxis, einfache oder konventionelle Funktionen als KI-Innovation zu vermarkten. Anwendungen wie ChatGPT haben gezeigt, dass Künstliche Intelligenz den Arbeitsalltag erleichtert und durch AI-Washing möchten Unternehmen ein ähnliches Bewusstsein für ihre Produkte schaffen. Ziel ist es, das Vertrauen der Zielgruppe zu gewinnen, höhere Preise zu rechtfertigen und die Wettbewerbsfähigkeit auszubauen.

 

Digital Signage: Beispiele für AI-Washing

Ein Beispiel für AI-Washing im Bereich Digital Signage ist das Werben für eine KI-gestützte Content-Auswahl. Dadurch wird der Eindruck erweckt, dass fortgeschrittene Algorithmen die Inhalte automatisch für die jeweilige Zielgruppe auswählen und ausspielen. Tatsächlich definiert aber jemand aus dem Marketing-Team die Regeln für die Content-Wiedergabe und legt fest, dass nachmittags andere Inhalte gezeigt werden als tagsüber. 

An diesem Beispiel zeigt sich schlussendlich auch der Unterschied zwischen standardgemäßen Funktionen und KI-Anwendungen. Künstliche Intelligenz setzt voraus, dass Algorithmen kognitive Fähigkeiten imitieren, indem gesammelte Informationen automatisch sortiert werden. Wenn aber jemand vorab die Befehle definiert, ist die Voraussetzung nicht gegeben und es handelt sich um keine KI-Anwendung. 

 

Die Auswirkungen von AI-Washing

So viel vorab: Jede Form von Washing hat früher oder später Nachteile. Ein gutes Beispiel dafür ist das Greenwashing, bei dem Unternehmen die Nachhaltigkeit ihrer Produkte anpreisen. Über die Jahre wurden immer wieder Greenwashing-Fälle aufgedeckt, darunter bei Aldi. Das hält Unternehmen zwar nicht davon ab, grüne Claims zu verwenden, aber sie riskieren dadurch eine schlechte Reputation. 

Und mit AI-Washing wird das nicht anders laufen. Wenn jede Funktion als KI-Innovation angepriesen wird, ist die Werbung nicht mehr glaubwürdig. Unternehmen verlieren dadurch das Vertrauen ihrer Kunden. Zudem werden KI-Lösungen skeptischer betrachtet, weil Zielgruppen öfter hinterfragen, ob es sich wirklich um Künstliche Intelligenz handelt. Das hat durchaus negative Auswirkungen auf die Wahrnehmung von KI-Innovationen, die ansonsten Vorteile für die Arbeitswelt haben. 

Im Sinne der Kundenzufriedenheit und Innovationsförderung sollten Unternehmen daher kein AI-Washing betreiben. Vor allem in der Digital Signage-Branche bestehen dadurch Risiken, denn Unternehmerkunden sind eine informierte Zielgruppe, die viele Berührungspunkte mit KI haben. 

 

Echte Anwendungsfälle von KI bei Digital Signage

Sensorbasierte Technik

Mit der auf Sensoren basierten Technologie wird das Verhalten der Zielgruppen ausgewertet. Integrierte Kameras erkennen, zu welchen Zeiten bestimmte Kundengruppen etwas kaufen oder wie sie sich verhalten. Algorithmen verarbeiten die erhobenen Daten und halten die Erkenntnisse fest. So dokumentiert die Technologie beispielsweise, dass ältere Kunden überwiegend vormittags einen Store betreten oder dass bestimmte Werbemaßnahmen mehr Aufmerksamkeit bekommen als andere.

Unternehmen können die sensorbasierte Technik zu ihrem Vorteil nutzen, indem sie Werbung auf Grundlage der erhobenen Daten anpassen und die verschiedenen Zielgruppen damit effektiv erreichen. Testphasen für neue Werbung werden dadurch reduziert und es gibt weniger Streuverluste. 

 

Text-to-Speech-Modul

FRAMR. Signage ermöglicht die Nutzung von einem integrierten Text-to-Speech-Modul, das Text-Content in verschiedenen Sprachen wiedergibt. Der Benutzer gibt seinen Text ein und wählt die gewünschte Sprache, anschließend liefert das Modul eine dynamische Sprachausgabe über Algorithmen mit realistischer, natürlicher Stimme für eine authentische Erfahrung. 

 

AI-Washing: So kann es verhindert werden

Regulierung 

Aktuell gibt es noch keine Gesetze oder Regelungen, die AI-Washing verbieten. Geplant ist jedoch das Europäische Gesetz über künstliche Intelligenz, um Transparenzanforderungen festzulegen. Ziel ist es, einen Rechtsrahmen für die Entwicklung, Vermarktung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz zu schaffen. Dadurch können Unternehmen künftig verpflichtet werden, den Einsatz von KI nachzuweisen oder Risikobewertungen durchzuführen. 

Dieses Gesetz findet aber nicht nur Zustimmung. Viele sehen darin die Gefahr, dass der hohe Befolgungsaufwand die Innovation einschränkt oder Investoren abschreckt. Oder auch, dass viele keine KI mehr verwenden, weil sie möglicherweise einen Dokumentationsfehler begehen und dadurch eine Geldstrafe bis zu 40 Millionen Euro bzw. 7 % des weltweiten Jahresumsatzes ihres Unternehmens riskieren.

 

Stärkeres Bewusstsein schaffen

Deshalb ist es neben Gesetzen wichtig, dass auch Endkunden ihr Bewusstsein für AI-Washing schärfen. Journalistische Arbeit hat beispielsweise dazu geführt, Greenwashing aufzudecken und dass Verbraucher “grüne Siegel” genauer hinterfragen. Im Bereich der Künstlichen Intelligenz ist das auch möglich – und sofern ein besseres Bewusstsein geschaffen wird, betreiben Unternehmen auch weniger AI-Washing. Denn bei einer informierten Zielgruppe riskieren sie den Verlust ihrer guten Reputation. 

 

Innovation fördern

Innovationen sind der beste Weg, um AI-Washing zu vermeiden. Sofern sich einzelne Unternehmen mit ihrer Software abheben, können Wettbewerber nur mit vergleichbar innovativen Lösungen mithalten. Ein einfaches KI-Siegel reicht da nicht aus. Wenn ein Anbieter im Vergleich zu seinen Konkurrenten weniger Funktionen bietet oder generell nicht wettbewerbsfähig ist, verbessert auch eine KI-Kennzeichnung seine Position nicht. 

 

Verständnis für Ethik

Die Aufklärung von irreführenden Marketingmaßnahmen schärft das Bewusstsein von Unternehmen und regt dazu an, derartige Praktiken zu unterlassen. Ein prominentes Beispiel aus der Kategorie “Greenwashing” ist hierfür der Volkswagen-Abgasskandal. VW hat damals eine Software genutzt, um reduzierte Emissionswerte auszuweisen und diese Praktik wurde anschließend von der Umweltbehörde EPA als Verstoß gegen den Clean Air Act gewertet. 

Zugegeben, in diesem Fall sprechen wir von anderen Dimensionen. Aber im Kern bleibt stehen: Irreführende Washing-Praktiken haben früher oder später immer Nachteile. Deshalb sollten Unternehmen ethisch korrekt handeln und sich lieber auf einen innovativen Wertschöpfungsprozess konzentrieren. 

 

Fazit

Branchenübergreifend betreiben immer mehr Unternehmen AI-Washing zu ihrem eigenen Vorteil. Langfristig schaden sie sich damit selbst und auch der KI-Innovationen. Gesetze und ein stärkeres Bewusstsein sind nachhaltige Lösungen, aber sie können AI-Washing nicht ganz verhindern.